history

Den Begriff „Saararab“ gibt es schon seit den 80 igern des vorigen Jahrhunderts – klingt schrecklich, ich weiß hahahaha.

Bisschen was zur Entstehung unserer leidenschaft für Arabische Pferde:

Ich bekam meine erste Araberstute „Appanatschi“ 1980 (eigentlich gehörte sie meiner damaligen Lebensgefährtin Gabriele). Sie stammte von Simbel aus der Akatzia. Gezüchtet wurde sie von Fam Schenkel in Jettenbach, RP. Simbel (1972) war einer der letzten noch lebenden Hadban Enzahi Nachkommen und schon nicht mehr ganz jung zu dieser Zeit. Simbel war ein Pferd, welches in seinem Leben viel gesehen hatte und ebenso viel geleistet hatte. Er bestach durch seine angenehme, menschenbezogene Art und Weise und sein Wille, immer mitzuarbeiten.

Simbel’s Mutter Halisa war eine Halef Tochter, geboren 1957, zurückgehend in direkter Mutterlinie auf Sardine. Die Kombination Hadban Enzahi gepaart mit Halef Töchtern findet man interessanterweise weitverbreitet in den Pedigrees erfolgreicher französicher Distanzaraber (über Dahman, Masan).

Akatzia war ein Direktimport aus der damaligen UDSSR, allerdings ohne bekannte Abstammung.  Lt. Waho Richtlinien bekam Appanatschi deshalb „nur“ Araberpapiere.

Wir hatten nun 3 Pferde: Appanatschi, Reportage (eine Ribot Tochter), engl. Vollblut und Boris, Arabermix. Ich hatte bis dahin vorwiegend mit Rennpferden zu tun gehabt, Pferde von Bernd Mock. Über mehrere Jahre hatten wir seine Pferde trainiert, auf Rennen gefahren usw. Es war eine schöne Zeit. Wir hatten eine Clique von mehreren jungen Leuten und waren beinahe jeden Tag am Stall in der Nähe von Saarbrücken. Diese Araberstute war für mich also eher ein Pony hahaha. Ich lernte sie dann aber sehr schnell kennen und war überrascht von den charakterlichen Unterschieden des Arabers, nicht nur überrascht sondern auch begeistert. Schnell war der Entschluß gefasst, die Volblutstute und den Arabermix zu verkaufen. Gesagt- getan.

Auf der Suche nach einer zweiten Araberstute wandten wir uns wieder an Frau Schenkel und wurden fündig: Sissyn, ebenfalls eine Simbel Tochter, jetzt aber mit vollen Papieren ihre Mutter Sistema. Sistema war eine Semen Tochter a.d. Statuja von Arax, gezogen in der UDSSR (Tersk) und importiert von Fritz Engel wenn ich mich recht erinnere. Hier das Pedigree: https://www.allbreedpedigree.com/sistema3

Nun hatten wir zwei Stuten und wollten Nachkommen daraus. Im Saarland gab es zu dieser Zeit nur zwei Hengste, die eine Deckgenehmigung hatten, Monsun und Hamasa Kadir von Andrea Klein, die ja bis heute noch sehr aktiv in der Szene ist. Wie entschieden uns für Hamasa Kadir. https://www.allbreedpedigree.com/hamasa+kadir als Beschäler für Appanatschi und den Kilimandscharo Sohn Kapello a.d. Kapelka v. Aswan, ein gewaltiger muskulöser Hengst, aufgestallt im Schwäbischen.

Kadir war ein hübscher, eleganter Hengst, gut geritten und sehr umgänglich. Er war ein Farag Sohn a.d. Hamasa Kahila v. Kaisoon. Er war einer der sog. Asil-Araber.

Wir bekamen im nächsten Jahr zwei Hengstfohlen. An den Namen des Appanatschi Sohnes erinnere ich mich nicht mehr, er war ein hübscher Kerl der später in andere Hände verkauft wurde und dort bis zu seinem Lebensende für viel Freude sorgte.

Sissyn gebar 1983 dann den Hengst Sair, einen Fuchs, schicker Typ und spritziger Charakter. Er wurde im Anschluß mein erstes arabisches Reitpferd. Sissyn wurde zwar auch freizeitmässig geritten, aber nie richtig gefordert. Beide Stuten hatten den vorzüglichen Charakter ihres Vaters vererbt bekommen.

Die ersten Araber zum Reiten

In der Zwischenzeit hatten wir uns quasi zu eigenen Ausbildungszwecken ein westfälisches Pony gekauft, Boris mit Namen. Boris war eine Granate! Ein absolutes zuverlässiges Freizeitpferd, das in der Tat durch dick und dünn ging. Über sehr viel Boden stehend völlig ausbalanciert und ganz klar im Kopf nahm er jede Geländeschwierigkeit ohne zu murren oder sich sonst wie anzustellen.

Boris wurde in der Folge das Lehrpferd für Sair und die weiteren Fohlen. Ich verkaufte ihn später an gute Bekannte, wo er einen trefflichen Lebensabend als wirklicher Freund seiner Reiterin genoss.

Appantaschis Sohn wurde ebenfalls verkauft, weil er keine „vollen“ Papiere besaß wegen des fehlenden Abstammungsnachweises seiner Mutter. Wir ließen Sair Hengst sein und begannen 4 jährig mit der Ausbildung. Sair war ein eher leichter Fuchs, sehr nett und willig. Damals bekam der Westernreitstil in unserer Region einen starken Aufwind und auch wir sprangen auf diese Alternative mit Sair auf – allerdings ohne rechten Erfolg. Sein Typ Araber war für die Übungen der Westernturniere nicht geeignet, vielleicht lag es aber auch an meiner Unzulänglichkeit, ihn entsprechend auszubilden.

In der Zwischenzeit war auch ein weiterer Hengst geboren worden: Soul v. Pharon (Emin) und Sissyn (Simbel). Pharon war 1982/83 erfolgreichster Araber auf europäischen Rennbahnen. Ein maskuliner athletischer Hengst, seinem Vater Emin sehr ähnlich. Er stand bei Familie Schenkel ein Jahr auf Deckstattion und wurde dann nach Niederlande verkauft, wo sich seine Spur leider verliert.

Seoul jedenfalls entwickelte sich zu einem seinem Vater ähnlichen maskulinen Typ. Seinerzeit, Anfang der 80 iger, war das herrschende Bild des Arabischen Pferdes hierzulande eher der elegante, feine Hechtkopf und auf Reitpferdepoints wurde allgemein keine rechter Wert gelegt. 4 jährig versuchte ich Seoul zu verkaufen, weil er meinem damaligen Typ nicht entsprach. Gott sei Dank entsprach er auch nicht dem Typ anderer Araber Suchender :-). Also, entschloß ich mich, ihn einzureiten, da dadurch die Verkaufschancen besser erschienen. Doch welche Überraschung!

Bereits nach wenigen Tagen hatte sich Seoul tatsächlich zu einem Traumpferd entwickelt. Er war das absolute Reitpferd: alle körperlichen Voraussetzungen, ein aufmerksamer mitarbeitender junger Kerl, der sich anstrengte, das auszuführen, was von ihm verlangt wurde. Dabei völlig gelassen und balanciert, physisch wie psychisch.

Von diesem Zeitpunkt an war er natürlich unverkäuflich :-). Sair wurde von meiner damaligen Lebensgefährtin Barbara übernommen.

In der Zwischenzeit war meine Tochter Lisa geboren worden (1983). Sie bekam kurz vor ihrem 3. Geburtstag ihr erstes Pony: Susi. Ich kaufte Susi als ca. 9 jährige Shetty Stute. Wie sich nach ein paar Jahren entschlief Susi in hohem Alter friedvoll in unserem Stall. Lisa und ihre Schwester Nina hatten viel Freude an diesem Shetty. Wir fuhren Susi sogar an der Kutsche. Appanatschi, die Araberstute von Gabi, bekam als zweites Fohlen eine Stute, Tao Tao, die bis zu ihrem hohen Alter bei Lisa blieb und praktisch ihr wichtigstes Pferd in jungen Jahren wurde. Sie war Freund und Kamerad in einem, Gesprächspartner und Therapeut. Lisa ritt ihre Stute selber zu und bildete sie aus. Tao war eine grundehrliche Haut, jedoch nicht ohne Temperament.

Mit Tao ritt Lisa in den 90 igern auch ihre ersten Distanzritte, u.a. den traditionellen Bistalritt. Zu dem Zeitpunkt war sie noch sehr jung. Ich weiß ihr Alter damals nicht mehr. Tau verstarb  mit  30 Jahren  2016. Sie hinterließ 2  Nachkommen,  Te Quiero und …. Beide Wallache wurden verkauft und befinden sich in guten Händen.

Während dessen wurden  andere Pferde geboren, Sair, Sza-Sza, Sudane, Syrie Ann Sunshine, Kamasudra u.a. Pferde waren  damals  und auch heute  unser leidenschaftliches  Freizeitvergnügen. In den achtziger Jahren bemühten wir uns Western Riding zu erlernen. Das wechselte aber schnell,  nachdem der erste Distanzritt  über 32 km  absolviert wurde. Das war etwa 1990.  Seoul und  Sair waren eingeladen an dem damals  stattfindenden Bisttalritt teilzunehmen.  Wir wussten nicht was uns erwartet  und ritten die 32 km  barhuf,  immer schön  wie wir es gelernt hatten. Befremdlich war allerdings, dass uns Ponys  uund Isländer  überholten.  Wir hatten schließlich Araber, hahaha

Wie das so üblich ist,  wurden wir von Sigrid Remarque  natürlich über alle Maßen gelobt,  wie man das so bei neuen  Startern macht  um sie bei der Stange zu halten.  Im darauffolgenden Herbst war die Saarlandmeisterschaft  angesagt und da wir Jahr  gehört hatten,  dass wir so tolle Pferde hätten,,  entschloss ich mich mit Seoul  daran teilzuhaben. Mittlerweile  war er beschlagen  und die 80 km wurden aus vollem Herzen  und mit voller Überzeugung  angegangen. Dummerweise  hatte ich allerdings überhaupt keine Erfahrung  was sich dann auch  sehr deutlich  im Ergebnis abzeichnete.  Zwar  erreichte ich das Ziel als  Erster,   wurde jedoch vom Tierarzt  Conny Feist aus der Wertung genommen,  weil Seoul Takt unrein lief.  Ich hatte nicht darauf geachtet,  während des Rittes im Galopp die Hand zu wechseln. Schade,  Anfängerfehler!

Da ich mit Seoul ja einiges vorhatte, weil ich dadurch gezwungen,  ihn auf weiteren Schritten  vorzustellen,  um zu zeigen dass er über gewisse Qualitäten  die Araber  auszeichnen, Verfügt.

 

In der Folge stellte ich Ihnen also  auf anderen Ritten vor  und lernte  dazu.  Wir beide lernten.

 

Dienstag 9. April 2019

gestern war ich stehen geblieben mit Seoul und Sair und unseren Anfängen im Distanzreiten. Was mich sofort begeistert hatte, war das freundliche Umfeld, nette Reiter, Sport im Außenbereich, in der freien Natur und ich hatte sofort den Eindruck dass es ehrlicher Sport ist. Im Distanzreiten zählt nur die Leistung am betreffenden Tag oder an der betreffenden Veranstaltung und nicht irgendwelche tollen Auftritte und schönes Gespräch.
Ich fand auch die Kameradschaft und Hilfsbereitschaft zwischen den Teilnehmern sehr erfrischend.
Seoul lief also immer besser und konnte seine Qualitäten als sogenannter“ Steher“ in diesem Sport gut einsetzen. Insgesamt lief er in den Folgejahren unter mir und auch meiner Tochter Lisa rund 5000 km in der Wertung in Distanzrennen.
Er hatte eine eindrucksvolle Leistungsbilanz, war außer einem Wettbewerb (Rambouillet) immer in den Top Ten. Rambouillet war unser erster Ritt im Ausland und es hat sich sehr schnell gezeigt, dass der Wind auf französischen Ritten deutlich anders weht als in Deutschland. Die Performance von Pferden und Reitern in Rambouillet war sehr beeindruckend. Seoul und ich wurden 14.
In der Folgezeit ritten wir Veranstaltungen in Frankreich, Spanien, Italien, Schweiz, Niederlande, Katar und Dubai. Seoul gewann 1997 die sogenannte ELDRIC Trophy 1997 für arabische Pferde, und wurde im gleichen Jahr Vizemeister aller Rassen in der ELDRIC Trophy. Erreichte 1997 am Ende der Saison einen wunderbaren neunten Platz FEI Weltrangliste.
Meine Tochter Lisa wird Seoul noch als Jugendliche erfolgreich in mehreren Wettbewerben und wurde mit ihm Kopf geschlagen deutsche Vizemeisterin der Jugend 2003.
Seoul war war gekört, bestritt die Hengstleistungsprüfung im Distanzreiten erfolgreich und zwar anerkannt für alle Araberrassen seitens des VZ AP. Er hat in etwa 60 Nachkommen als erfolgreicher Deckhengst. Viele seiner Söhne und Töchter sind erfolgreich auf Distanz ritten in Deutschland, Frankreich und Spanien unterwegs.
Sair, ein Sohn des Kapello und Kilimandscharo aus der Sissyn von Simbel aus der Sistema, war lange Zeit Hengst und bestritt ebenso erfolgreich unter seiner Reiterin Barbara Wettbewerbe bis 120 km.
Eine weitere Stute, Annie, eine Tochter von Seoul aus der Sudane, war unter Lisa und auch Barbara ebenfalls sehr zufriedenstellend auf der langen Strecke unterwegs. Sie erreichte unter anderem einen knapp geschlagenen dritten Platz in einem 120 km CEI**.