Seoul AV Hengst

Seoul wurde 1985 bei uns geboren. Vater war der Emin Sohn Pharon aus der Zucht der Familie Fritz Engel, seine Mutter Sissyn, eine Simbel Tochter aus der aus Russland importierten Sistema von Semen. Sissyn stammte über ihre Mutter Sistema aus einer Leistungslinie und deshalb fiel die Wahl auf Pharon zum decken. Dieser maskuline braune Hengst war 1982 und 1983 bestes Arabisches Rennpferd in Europa.

Seoul entwickelte sich schnell zu einem Ebenbild seines Vaters, dessen Spuren sich nach seinem Verkauf nach Holland und einigen erfolgreichen Springwettbewerben leider verloren. Bei aller Lauffreude und Springveranlagung (Koppelzäune kein Hinderniss) war Seoul charakterlich völlig balanciert und äußerst liebenswert, was er in der Regel seinen rund 60 Nachkommen auch mitgab.

Im Nachhinein muss ich sagen, ich hatte mit Seoul
unwissentlich viel Glück. Seoul entwickelte sich zu einem kräftigen aber
dennoch typvollen Youngster. Für meine damalige Einschätzung war er mir nicht
ausreichend dem arabischen Typ entsprechend, weil in den achtziger Jahren
hierzulande die Araber eher etwas zierlicher und weniger in diesem muskulösen
Typ standen. Also wollte ich ihn verkaufen, fand aber kein Käufer, weil andere
das wohl ähnlich sahen.

Also entschloss ich mich ihn anzureiten. Oh Wunder, schon
nach wenigen Sessions wurde er im richtigen Sinne mein Traumpferd. Ich hatte
noch nie erlebt, dass ein Pferd so schnell lernt und auch so lernwillig ist.
Seine Physiognomie war derart, dass er von Anfang an überhaupt keine Probleme
hatte einen Reiter zu tragen und zumindest die Grundgangarten völlig balanciert
ausführte. Von Verkauf war dann natürlich keine Rede mehr.

In der Folge bemühte ich mich, seinen Qualitäten und
Voraussetzungen gerecht zu werden, mit mehr oder weniger Erfolg. Zu dieser Zeit
lernte ich Klaus Schoeneich kennen, der in den achtzigern sehr viel Zeit auf
der Farm von Jean-Claude Dysli in Spanien verbrachte, und sein Wissen in
Seminaren in Deutschland weitergab. Der Ansatz war mir völlig neu und ich bin
heute sehr froh, dass Klaus mir ein Tor öffnete, von welchem ich heute noch
profitiere.

Ich hatte damals so bisschen Schwäche für Spanien und was
lag näher, mich in der Doma Vaquera zu versuchen. Naja, zumindest hat das
Equipment gestimmt. Haha. … Werden damals zwei Hengste, Seoul und Sair, die man
allerdings nicht gemeinsam laufen lassen konnte, nachdem Seoul älter als vier
Jahre war. Wie kam ich nun zum Distanz Reiten?

Eine Freundin von uns lud uns zu  einem Distanzritt ein, der im
Saarland stattfand, dem Bistallritt. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich von
Distanzreiten noch nichts gehört. Es war ein Einführungsritt über rund 30 km.
Wir ritten wie gewohnt sehr vorsichtig, beide Pferde waren unbeschlagen und so
mussten wir erleben das uns Ponys und Isländer überholten. Eine schmerzvolle
Erfahrung. Haha. Wir beendeten den Ritt aber gesunden Pferden und wieder so
üblich ist, wurden wir von den Veranstaltern Familie Remark natürlich gelobt
und waren auch sehr stolz, die für uns damals lange Strecke von 30 km
absolviert zu haben. Die Pferde wurden außerordentlich gelobt und wir waren
glücklich.

Im gleichen Jahr war eine Saarlandmeisterschaft ausgeschrieben
über 80 km. Da man uns gelobt hatte und die Pferde auch, wollte ich um diesen
Titel mitreiten. Mittlerweile war Seoul beschlagen und ich ging die Strecke
forsch an, zusammen mit einigen anderen sehr erfahrenen Distanzreitern wie ich
später erfuhr. Die Strecke war verbindlich, 40 km hin 40 km zurück. Nachdem ich
eine Gruppe von fünf bekannten Distanzreitern, die ich allerdings zu diesem
Zeitpunkt nicht kannte, zum dritten Mal überholt haben, weil sie wohl abgekürzt
hatten, ärgerte ich mich schon. Allerdings fielen ihre Pferde alle beim 40 km
Stopp dem tierärztlichen Urteil zum Opfer. Ich konnte zu Ende reiten, wurde
dann aber auch eliminiert, weil ich nur auf der linken Hand galoppierte, und
Seoul dadurch taktunrein lief. Eine schmerzvolle aber wichtige Erfahrung.

So, jetzt hatte ich ein echtes Problem. Da ich von den Qualitäten meines Hengstes überzeugt war und ihn in der Zukunft auch für die Zucht einsetzen wollte, war eine Elimination natürlich keine gute Werbung für ihn. Ich mußte also in weiteren Ritten beweisen, dass er durchaus in der Lage ist, solche Distanzwettbewerbe mit den dementsprechenden Anforderungen erfolgreich zu absolvieren.Es kommt wie es kommen musste, ich wurde vorsichtiger und achtete mehr auf mein Pferd, was ich durch die Wettbewerbe und durch beobachten und Gespräche lernte.

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